Doktor-Eisenbarth- und Stadtmuseum

Oberviechtach

Zur Geschichte der Eisenbahn in Oberviechtach

Nebenstrecke
Nabburg – Oberviechtach – Schönsee

Am 21. Juli 1895 wurde in Oberviechtach unter großem öffentlichen Interesse das „Lokalbahnkomitee Oberviechtach“ gegründet, welches am 4. August eine Versammlung für alle beteiligten Gemeinden und Interessenten anberaumte.  Noch am 8. Oktober desselben Jahres ging an die Bayerische Kammer der Abgeordneten der Antrag, das Oberviechtacher Bahnprojekt in den Lokalbahngesetzentwurf aufzunehmen. 45 Schleif- und Polierwerke, eine Malzfabrik in Altendorf, ein Betrieb im Rosenthal und zahlreiche Steinbrüche

Bahnhof Oberviechtach

lieferten neben anderen Faktoren wirtschaftliche Argumente für das Bahnprojekt. Der nötige Grunderwerb galt durch die Garantien der Stadt Schönsee, der Märkte Oberviechtach und Schwarzenfeld sowie von 40 Landgemeinden als gesichert.

Einen Monat vor Oberviechtach war bereits der Markt Winklarn aktiv geworden, wo man eine Fortführung der schon im Bau befindlichen Lokalbahn von Bodenwöhr nach Neunburg vorm Wald unter Berücksichtigung von Schwarzhofen forderte. Dieser Trassenführung widersprach aber die Stadt Nabburg, die Ausgangspunkt für eine neue Oberviechtacher Linie sein wollte. Im Frühjahr 1896 schwenkte schließlich das Eisenbahnkomitee Oberviechtach auf die Nabburger Konzeption ein. 1896 wurde das Oberbahnamt Weiden beauftragt, Wirtschaftlichkeitsberechnungen für die verschiedenen Linien anzustellen. Zwei Jahre später kam dann eine Projektierung zustande. Nabburger Bedenken in einigen Detailplanungen konnten im Januar 1900 bei einer Streckenbegehung endgültig ausgeräumt werden, so dass für die Linie über Wölsendorf grünes Licht gegeben wurde.

Nach Abschluss der Grundstücksverhandlungen wurde im Herbst 1902 mit den Bauarbeiten begonnen. Die Kosten für das gesamte Projekt Nabburg – Oberviechtach beliefen sich auf knapp zwei Millionen Mark. Nach der feierlichen Inbetriebnahme der 29 Kilometer langen Strecke und des Bahnhofs Oberviechtach am 18. August 1904 verkehrten in jede Richtung drei Züge; neun Beschäftigte versahen auf dieser Lokalbahnstrecke der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen ihren Dienst.

Trotz Widerständen aus Oberviechtach, das Endstation der Lokalbahnstrecke bleiben wollte, wurde in den Folgejahren der Weiterbau der Strecke bis Schönsee vehement gefordert. Nach jahrelangem Kampf wurde am 27. Oktober 1911 die Baugenehmigung für die Weiterführung der Lokalbahn durch das Aschatal erteilt. Durch eine große südliche Ausbuchtung in der Trassenführung erhielt auch die Marktgemeinde Winklarn mit dem Bahnhof Schneeberg einen akzeptablen Bahnanschluss. Etwa 200 Arbeiter waren beim Bau dieser 16,3 Kilometer langen Strecke beschäftigt. Die Höhenunterschiede und die erforderliche Verlegung des Flussbetts der Ascha an drei Stellen komplizierte das Projekt. Am 1. August 1913 wurde die Strecke nach Schönsee über Lind, Schneeberg und Gaisthal in Betrieb genommen.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Bahnlinie als Wirtschaftsachse mit einem regelmäßigen Personen- und Güterverkehr. In den Jahren 1953/54 verkehrten auf dieser Lokalbahnstrecke noch sechs Reisezugpaare, davon je drei Dampflokzüge. Bis in die siebziger Jahre starteten von Oberviechtach aus auch Sonderzugfahrten und in regelmäßigen Abständen auch Transporte von militärischem Gerät und Fahrzeugen der Grenzlandkaserne. Nach deutlich rückläufigen Quoten in allen Nutzungsbereichen wurde am 30.Mai 1976 der Reisezugverkehr zwischen Nabburg und Schönsee eingestellt. Zum 3. Juni 1984 beendete die Deutsche Bundesbahn auch den Güterzugverkehr zwischen Bahnhof Lind und Schönsee. Am 15. Oktober 1994 wurde auch auf der Bahnstrecke Nabburg Oberviechtach der gesamte Verkehr eingestellt. Nach dem Rückbau der Schienen entstand ein Radfahrweg, der sich einer intensiven Nutzung erfreut. Das Oberviechtacher Bahngelände ging von der Deutschen Bundesbahn auf die Stadt Oberviechtach über, von der es die Aloys Rossmann KG erwarb. Das Unternehmen hat Bahnhof und Nebengebäude einer verdienstvollen Restaurierung unterzogen.

(Georg Lang)