Doktor-Eisenbarth- und Stadtmuseum

Oberviechtach

Dr. Max Schwarz

Dr. Max Schwarz

Dr. Max Schwarz kam als Sohn des Postexpeditors Johann Schwarz und seiner Ehefrau Sybille am 28. September 1898 in Oberviechtach zur Welt.

Max Joseph hießen bayerische Kurfürsten und Könige. Die Eltern müssen geahnt haben, was das für ein außergewöhnlicher Bub ist, als sie ihm diesen Namen gegeben haben.

In der Schule fiel ihm alles leicht, auch als er mit 10 Jahren in das humanistische Studienseminar nach Amberg kam.

Er begeisterte sich für Griechisch und Latein, sang mit Freude im Kirchenchor und schmökerte in viel zu schwierigen Büchern.

Als Einserschüler wurde er zur Aufnahme in das Maximilianeum in München vorgeschlagen, was für ihn ein „Königliches Studien-Stipendium" bedeutet hätte. Der Erste Weltkrieg machte diesen Traum zunichte, mit Notabitur wurde er 1916 zur Infanterie eingezogen.

Lädierte Füße und ein geschädigtes Herz waren ein lebenslanges Andenken an den Ersten Weltkrieg.

1919 begann er mit dem Jura-Studium in München. 1921 wurde er in den Vorstand des „Deutschen Studentenbundes" gewählt.

Auf Veranlassung des apostolischen Nuntius, Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII., kam er für einige Wochen als Lektor für deutsche Sprache an die Jesuiten-Universität nach Neapel und in den Ferien auch in das Kloster Monte Cassino. Diese Erlebnisse haben sein Wesen tief geprägt.

Aus dieser Zeit stammte nicht nur sein blendendes Italienisch, das er so gerne sprach und das zu seinem raschen Temperament passte, sondern auch sein Name „Massimo" wie er im engen Kreis genannt wurde.

Nach seinem Italien-Intermezzo nahm er in München das Jura-Studium wieder auf, studierte aber gleichzeitig Philosophie, Alte Sprachen und Geschichte und machte in diesen Fächern nach nur vier Semestern seinen philosophischen Doktor mit der Bestnote: summa cum laude.

1925 bestand er sein juristisches Staatsexamen. Hier fehlte zum Druck der Doktorarbeit das Geld – so beließ er es allein beim Dr. phil.

1923 verlor Max Schwarz seine Mutter, die er sehr geliebt hatte. Er stand ihr bei, als es zum schweren Sterben kam und er verwand den Verlust lange nicht.

Nach ihrem Tod lag Oberviechtach nicht mehr „auf seinen Wegen".

Sein Vater, Johann Schwarz, der es als besonderes Glück empfand, seine Tätigkeit mit dem Bau eines stadteigenen Postamtes abschließen zu können, zog nach Regensburg, wo er 1935 auch verstarb.

Seine berufliche Tätigkeit begann Dr. Schwarz im Staatsdienst. Das war für ihn unbefriedigend, so trat er 1926 in die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft –Süddeutsche Treuhand AG ein.

In der „Südtreu" kam er gut und rasch voran. 1932 wurde er in den Vorstand der Gesellschaft berufen und auf Beschluss der „Zulassungs- und Prüfungsstelle München" zum öffentlichen Wirtschaftsprüfer bestellt.

Mit viel Geschick und noch mehr Mut verstand er es, sich den wiederholten Aufforderungen zum Eintritt in die NSDAP zu entziehen. Dagegen gelang es ihm, zahlreichen jüdischen Klienten in dieser schwierigen Zeit zu helfen.

Beglückt konnte er manchem von ihnen nach dem Krieg als Freund in die Augen sehen.

Die „Südtreu" war zu allen Zeiten der Mittelpunkt seines Lebens.

Wie er immer noch Zeit fand für Kunst, Museen, Kirchen und alte Geschichte, blieb vielen von seinen Freunden und Geschäftspartnern ein Rätsel.

 

Margret Schwarz

1940 heiratete Dr. Schwarz Gret Appelt, eine schöne, selbstbewusste Graphikerin in Frankfurt – sie war und blieb seine große Liebe.

Margret Schwarz war am 17. Januar 1910 in Mailand zur Welt gekommen. In ihrem Taufschein heißt sie – italienisch – Margherita. In Deutschland änderte sich das in Margret und schließlich in Gret Appelt.

Die Eltern, Franz und Auguste, hatten sich in England kennengelernt und auch dort geheiratet. Der Vater war ein sehr gut aussehender Mann, er besaß einen tschechischen Pass und war Repräsentant großer Firmen in Italien und dem Mittleren Osten.

Gret Appelt war nach der Kunstschule in den 1930er Jahren beruflich nach Köln und Düsseldorf gegangen. An dieser Zeit findet sich ihr Signum GA = Gret Appelt auf den Blättern ihrer eleganten, subtilen Modezeichnungen.

Als freie Werbegraphikerin arbeitete sie für führende Tageszeitungen sowie für das Werbehaus Köln GmbH. Es gibt Mappen voller Zeitungsbelege die zeigen, dass sie eine beruflich sehr erfolgreiche Frau war.

Nach ihrer Heirat kam ihr Zeichenstift nur noch privat, in Gästebüchern und Briefen zum Einsatz. Ab 1940 war sie die immer präsente, großartige Frau von Dr. Max Schwarz.

3 Jahre lang wohnte das Ehepaar Schwarz in München. 1943 zerstörte eine Sprengbombe das Nachbargebäude. Die geliebte Wohnung in der Mainzerstraße konnte noch geräumt werden, das Haus war einsturzgefährdet. 8 Tage später brannte es aus.

Freunde vermittelten ein kleines, leer stehendes Haus in Tutzing, am Starnbergersee. Dort erlebte das Ehepaar Schwarz dankbar das Ende des Krieges.

1950 gelang – privat – die Rückkehr nach München in eines der Kavaliershäuser aus dem 18. Jahrhundert vor dem Nymphenburger Schloss.

Die weitaus wichtigste Aufgabe für Dr. Schwarz war der Wiederaufbau der Süddeutschen Treuhand. Hier war er jetzt der Erste. Ihr galt sein Bemühen um alte und bereits neue Kunden. 1950 gelang es ihm, Büroräume in dem noblen Bernheimer Haus an der Ottostraße zu beziehen. Wieder hatten das seine guten Vorkriegskontakte zu den Eigentümern möglich gemacht.

Aber die „Südtreu" war gewachsen. 1956/1957 kam es zu einem eigenen Bürogebäude an der Briennerstraße.

Dr. Schwarz widmete sich neben seinen umfangreichen Aufgaben als Chef des Hauses zunehmend dem Institut der Wirtschaftsprüfer und der internationalen Wirtschaftsprüfer-Vereinigung (UEC).

Die Ämter und Ehren mehrten sich. Er bekam das Bundesversdienstkreuz am Band, das er zu besonderen Anlässen zum Frack trug.

1967 war er offiziell pensioniert worden, aber noch immer stand fast täglich zur gleichen Stunde sein Fahrer vor dem Haus, um ihn in die geliebte „Südtreu" zu bringen.

1974 erkrankte er schwer. Dieser Hinweis auf seine „Endlichkeit", wie er es nannte, gab den letzten Anstoß, zusammen mit seiner Frau Margret sein Testament zu verfassen und auch im Familienrat zu besprechen.

Der bestand seit vielen Jahren schon aus einer Symbiose Schwarz-Odemer. Den späteren Chemiker, Dr. Helmut Odemer, hatte Dr. Schwarz schon als Kind gekannt, Erika Odemer war mehr und mehr zu einer engen Vertrauten von Dr. Max und Margret Schwarz geworden.

Dr. Schwarz hatte lange Zeit über die Möglichkeit einer Stiftung nachgedacht. Immer näher rückte ihm das weit entfernte Oberviechtach seiner Kindheit, das er wohl in den 1970er Jahren nicht mehr so genau kannte, aber er war davon überzeugt, dass in dieser seiner „Heimatgemeinde" sein beachtliches Vermögen sinnvoll und spürbar Gutes tun könnte.

Es sollte eine fiduzarische Stiftung gegründet werden mit der Auflage, dass sich dereinst Erika Odemer als Dauer-Testamentsvollstreckerin bitte darum kümmern möge. Sie sagte selbstverständlich JA und konnte nicht wissen, was da auf sie zukam.

Dr. Schwarz starb leise und plötzlich am Abend des 29. Januar 1977.

Der Tod ihres Mannes hatte bei Magret Schwarz, von ihm liebevoll Gretl oder Gret gerufen, eine unfassbare Lücke hinterlassen.

Er war Sammler gewesen, mit angeborenem, sicherem Geschmack.

Sie liebte Bäume, Hunde, Katzen und wild wachsende Blumen.

Seine Augen schweiften nur selten in die Ferne, er hatte sie lieber in Büchern.

Sie verstand es, ihrer beider vielfachen Interessen in ihrer beider gemeinsames Leben zu integrieren.

Das Testament aus dem Jahr 1975 war voll auch ihre Entscheidung gewesen. Man kann nicht oft genug betonen, wie sehr sie nach dem Tod von Dr. Max Schwarz, umsichtig über dieses Erbe wachte und dass sie es gewesen war, die durch ihre sparsame Lebensweise dieses Vermögen noch ganz erheblich vermehrte.

Margret Schwarz gehörte zu den seltenen Menschen, die das Alter nicht härter, sondern immer liebenswürdiger macht.

Mit ihren vielen Interessen führte sie neu ein ausgefülltes Leben.

Sie gedachte 90 Jahre alt zu werden, sie hätte so gerne das Jahr 2000 erlebt.

Am Weihnachtstag 1992 stürzte sie. Mit einem Oberschenkelhalsbruch kam sie in das nahegelegene Krankenhaus vom Dritten Orden. Die Operation überstand sie gut, aber dann verschlechterte sich ihr Zustand von Tag zu Tag. Im Februar gab es keine Hoffnung mehr.

Das tägliche bei ihr sein war alles, was man noch für sie tun konnte.

Sie starb am 26. März 1993.

(E. Odemer)