Doktor-Eisenbarth- und Stadtmuseum

Oberviechtach

späte heimkehr mit zwei damen

Die Geschichte der Dr. Max und Margret Schwarz Stiftung

VORWORT

„Das Leben besteht aus Geschichten, die man sich und den anderen vom (vermeintlichen) eigenen Leben erzählt", steht bei Max Frisch.

Aus Geschichten besteht auch dieses kleine Buch. Geschichten, die Dr. Max Schwarz und Margret Schwarz mir bewusst oder beiläufig erzählt haben und solchen, die ich ab Mitte der 1950er Jahre mit ihnen zusammen erlebte.

Es kann und will keine Biographie sein.
Während der vielen Jahre, in denen ich am Leben dieser beiden außergewöhnlichen Menschen teilhaben durfte, wäre mir nie der Gedanke gekommen, irgendwann einmal darüber schreiben zu wollen. Margret Schwarz bezeichnete uns als „gut funktionierende Wahlverwandschaft".

Dr. Max Schwarz sagte mir einmal, bei den Benediktinern habe er gelernt, dass manches vokal ausgesprochen werden muss, um selbst zu erkennen, was richtig ist und was falsch. So redete er Gedanken, Überlegungen, die ihn beschäftigten, mitunter als Monolog an-mich-hin, um sich selbst Klarheit zu verschaffen. Zum Schluss hieß es aber:
„Das ist jetzt alles Papierkorb."

Dr. Max Schwarz war eine, in Habitus, Gestik und Selbstverständnis imponierende, barocke Gestalt. Er hatte eine, offenbar angeborene Fähigkeit, Qualität zu erkennen. Seine Beurteilung anderer Menschen war kritisch, aber nie verletzend.
Sein selbstbewusstes, lockeres Auftreten wurde mitunter von leiser Ironie begleitet und zuweilen machte es ihm Freude, rasch einen Satz in anderer Sprache einzuflechten, um das zu unterstreichen, was er gerade als wichtig empfand.

Margret Schwarz war eine schöne, elegante, sehr selbstbewusste Dame, in jüngeren Jahren vielleicht noch eine Spur kritischer als ihr Mann, aber beide besaßen die besondere Begabung, Freunde zu gewinnen und Freundschaften über Jahrzehnte hinweg zu pflegen.

Dr. Max Schwarz liebte Italien. Nicht zuletzt der Sprache wegen, die er ebenso temperamentvoll wie gestenreich zu parlieren verstand.
Viele gemeinsame Kunstreisen führten uns dorthin.

Mein Mann, Dr. Helmut Odemer, der Dr. Max Schwarz von Kindheit an kannte, verkörperte als Gegenpol die naturwissenschaftliche, „andere Welt" zum breit gefächerten Humanismus.

Margret Schwarz kannte jeden Baum, jeden Strauch. Sie bemühte sich unverdrossen, ihren „Massimo", der „seine Nase immer in Büchern haben musste", auch für eine Landschaft „in natura" zu begeistern. Bei Olivenhainen mit geschichtlichem Hintergrund war das kein Problem.

 1964 meinte Dr. Max Schwarz, wir sollten einmal in die Oberpfalz fahren, es gäbe da viel Interessantes anzuschauen.
Und so standen wir an einem Nachmittag oben, auf der Burg Murach. Er erzählte uns, dass er da als kleiner Bub oft mit Freunden gespielt hatte. Er schaute über das weite, mir jetzt so vertraute, hügelige Land, deutete hinunter und sagte, „das ist Oberviechtach"
- gezeigt hat er es uns nicht.

Über mein Foto von Gret und Massimo Schwarz bin ich heute noch glücklich.
Damit habe ich 30 Jahre später, bei der Gründung der Stiftung, dem Oberviechtacher Stadtrat die, bis dato unbekannten Stifter Dr. Max und Margret Schwarz bildlich bekannt zu machen versucht.

Seit sechs Jahren gibt es das „Schwarz- Zimmer" im Museum. Es ist hübsch und typisch, aber es tut sich schwer, von den Menschen zu erzählen, die mit diesen Möbeln und Kunstgegenständen gelebt haben.

Dieses kleine Buch mit seinen Geschichten und Fotografien soll das nachholen.

 Erika Odemer
München 201 2