Doktor-Eisenbarth- und Stadtmuseum

Oberviechtach

Doktor Eisenbarth (1663-1727) - Ein Meister seines Fachs

Eisenbarth - Ein Meister seines Fachs

„Eisenbarth ist in jeder Beziehung ein außergewöhnlicher Mensch gewesen, der einen Platz in der deutschen Geschichte verdient hat."

„Dass er nicht nur besser als sein späterer Ruf, sondern als Handwerkschirurg fähiger und erfolgreicher war als die meisten der Berufskollegen seiner Zeit, sollte Grund genug sein, ihn jetzt zu rehabilitieren
und ihm die objektive Beurteilung einzuräumen, die er in der Medizingeschichte verdient hat."

(Eike Pies: Eisenbarth. Das Ende einer Legende. Wuppertal 2004, S. 5 und 88)

In dankbarer Erinnerung gewidmet den Oberviechtacher Eisenbarth-Forschern
Georg Neuber, Dr. Erich Mathieu, Karl Foißner, Dr. Hans Forstner und Dr. Josef Hasenbach

Titelseite Ein Meister seines Fachs

Der aus Oberviechtach im Oberpfälzer Wald stammende barocke Wanderarzt Johann Andreas Eisenbarth alias „Doktor Eisenbarth" (1663-1727) zählt auch 350 Jahre nach seiner Geburt im kollektiven Volksbewusstsein immer noch zu den bekanntesten Figuren deutscher (Medizin-)Geschichte. Jedoch ist sein Ruf trotz der - zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzenden - intensiven und systematischen Beschäftigung mit seinem Leben und Wirken nach wie vor geprägt von dem um 1800 in Studentenkreisen entstandenen Spottlied „Ich bin der Doktor Eisenbarth, kurier' die Leut' nach meiner Art". Darin wird der Okulist, Bruch- und Steinschneider als Quacksalber, Kurpfuscher und Scharlatan, der sich skurriler und anrüchiger Behandlungsmethoden bediente, dargestellt. Diese Verunglimpfung hat dazu geführt, dass Eisenbarth nicht selten für eine „Sagengestalt" gehalten wird. Dabei war er genau das Gegenteil des Zerrbilds, nämlich ein äußerst kompetenter Mediziner und geschäftstüchtiger Pharmazeut am Übergang von der handwerklichen zur wissenschaftlich-akademischen Chirurgie. Um diesen Sachverhalt, d. h. den „realen" Eisenbarth, stärker in den Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit zu rücken, wurde die vorliegende Monographie zum Eisenbarth-Jubiläum 2013 verfasst. Das Ziel der Autoren, allesamt ausgewiesene Fachleute auf ihrem Gebiet, besteht darin, Doktor Eisenbarth nachhaltig ins rechte Licht zu rücken und seine Stellung in der Medizingeschichte als Meister seines Fachs ausführlich zu beleuchten sowie sachbezogen und objektiv zu würdigen, um damit einen wesentlichen Beitrag zu einer wissenschaftlich fundierten Eisenbarth-Forschung zu leisten.
(Quelle: Rückseite des Buches)

Aus dem Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Hinweise zu den Formalien
EINLEITUNG (Ludwig Schießl)
Zielsetzung und Methodik
Würdigung Johann Andreas Eisenbarths zum 350. Geburtstag
Neuansatz in der Betrachtung Eisenbarths
Vorgehensweise
Aufbau des Buches
 
KAPITEL I
DOKTOR EISENBARTH — ER WAR ANDERS ALS SEIN RUF! (Ludwig Schießl)
Das Eisenbarth-Lied: Vom Wundarzt zum Quacksalber
Inhalt und Aufbau
Entstehungshintergrund und Motive
„Vorläufer"
Verbreitung und Versionen
Johann Andreas Eisenbarth — eine ambivalent wahrgenommene Persönlichkeit
 
KAPITEL II:
EISENBARTH NACH SEINEM TOD: REZEPTIONS- UND WIRKUNGSGESCHICHTE (Ludwig Schießl)
Einführung
Eisenbarth in Wort und Bild
Eine historische Person zwischen Fiktionalität und Realität
Fiktionale Darstellungen
Biographisch-medizinhistorische Abhandlungen
Aktuelle Quellenlage und Forschungssituation
„Vermarktung" und Würdigung Eisenbarths
Das Eisenbarth-Bild zu Beginn des 21. Jahrhunderts
 
KAPITEL III:
EISENBARTHS REHABILITATION (Ludwig Schießl)
Einführung
Die „Eisenbarth-Städte" Oberviechtach, Hann. Münden und Magdeburg
Oberviechtach und Eisenbarth
Anfänge der Eisenbarth-Forschung
Doktor-Eisenbarth-Arbeitskreis
Doktor-Eisenbarth-Archiv
Doktor-Eisenbarth- und Heimat-/Stadtmuseum
Doktor-Eisenbarth-Festspiel
Weltsippenverband Eisenbarth
 
KAPITEL IV:
EISENBARTHS ZEIT: DEUTSCHLAND IM 17. UND 18. JAHRHUNDERT (Werner E. Gerabek)
Einführung
Politischer und gesellschaftlicher Hintergrund
Der fürstliche Absolutismus
Staatsgefüge und Territorien
Kurfürstentum Bayern
Preußen
Bevölkerung, Wirtschaftspolitik, Handel und Gesellschaft in Deutschland und Mitteleuropa
Geistiges Leben und Kultur
Medizingeschichtlicher Kontext
Vorbemerkung
Mittelalter
Frühe Neuzeit
Naturwissenschaft und Medizin im Zeitalter der Aufklärung
Etablierung der Chirurgie als akademisches Fach im 19. Jahrhundert
 
KAPITEL V:
EISENBARTHS VITA (Ludwig Schießl)
Einführung
Biographische Streiflichter
Familiäre Vorgeschichte und Kindheit
Weiterer Lebensweg
Eine facettenreiche Persönlichkeit
Vorbemerkung
Der Mensch Eisenbarth
Der Wanderarzt
Exkurs: Zur Geschichte der fahrenden Handwerkschirurgen
Eisenbarths Tätigkeitsbereich
Der Okulist, Bruch- und Steinschneider
Der Erfinder
Der Pharmazeut
Der Unternehmer
Der Werbestratege
Eisenbarth-Itinerar
Vorbemerkung
Orte und Gebiete in zeitlich chronologischer Reihenfolge
Von Altenburg aus (ab 1686)
Von Magdeburg aus (ab 1704)
Orte und Gebiete in alphabetischer Reihenfolge
 
KAPITEL VI:
EISENBARTHS WIRKEN UND KÖNNEN
Einführung
Exkurs: Lorenz Heister (1683-1758) und seine Bedeutung für die Eisenbarth-Forschung
Eisenbarth als Mediziner und Chirurg (Werner E. Gerabek)
Selbstverständnis
Behandlungs- und Operationsspektrum
Grauer Star
Leistenbruch und Blasensteine
Tumore
Bauchwassersucht
Nasenpolypen
Hasenscharte
Exkurs: Zahnheilkunde
Eisenbarth als Okulist (Manfred Jähne)
Vorbemerkung
Entwicklung der Augenheilkunde bis in das 18. Jahrhundert
Eisenbarths Technik des Starstichs
Instrumentarium
Patienten und Augenoperationen
Attestat der Stadt Rochlitz (1691)
Attestat der Stadt Leipzig (1692)
Examination Eisenbarths als Okulist und sein kursächsisches Privileg
Eisenbarths „Meisterstück": Operation des Oberstleutnants von Graevenitz
Behandlungen am Auge als Mittel der Selbstvermarktung
Beurteilung des Okulisten Eisenbarth
Eisenbarth als Bruch- und Steinschneider (Christoph Weißer)
Vorbemerkung
Bruchschnitt (Herniotomie)
Entwicklung des Bruchschnitts bis in das 18. Jahrhundert
Eisenbarths Technik des Bruchschnitts
Instrumentarium
Steinschnitt (Lithotomie)
Entwicklung des Steinschnitts bis in das 18. Jahrhundert
Eisenbarths Technik des Steinschnitts
Instrumentarium
Exkurs: Das Steinschnittverbot im Hippokratischen Eid
Eisenbarths Patienten
Attestat der Stadt Leipzig (1692)
Attestat der Stadt Dresden (1692)
Exkurs: Schmerzbetäubung bei operativen Eingriffen bis zum 18. Jahrhundert
Beurteilung des Bruch- und Steinschneiders Eisenbarth
Eisenbarth als Pharmazeut (Thomas Richter)
Vorbemerkung
Überblick über den Apotheker als „stationarius" und die Gesundheitsberufe im Mittelalter
Eisenbarths pharmazeutische Tätigkeit im Spiegel fürstlicher Privilegien
Theriakhandel
Augenwasser und Wunderdrogentraktat
Beurteilung des Pharmazeuten Eisenbarth
 
KAPITEL VII:
EISENBARTHS STELLUNG IN DER MEDIZINGESCHICHTE
Einführung
Eisenbarths Stellenwert (Michael Nerlich)
Vorbemerkung: Zur Psychologie des chirurgischen Handelns
Gesundheitsversorgung im historischen Vergleich
Die Situation der modernen Medizin
Die Situation der Medizin zur Zeit Eisenbarths
Krankenhausbehandlung versus Wanderchirurgie
Kommunikation und Werbung im Gesundheitswesen
Eisenbarths Kompetenz: Fähigkeiten und Leistungen als Mediziner und Pharmazeut
Medizinhistorische Einordnung Eisenbarths
Eisenbarths Bedeutung (Werner E. Gerabek)
Vorbemerkung
Eisenbarth im Kontext seiner Berufsgruppe
Seriöse Wundärzte versus Quacksalber
Barbiere und Bader
Eisenbarth als Vorreiter einer neuen Chirurgie
 
KAPITEL VIII:
DOKTOR EISENBARTH AUS NEUERER WISSENSCHAFTLICHER SICHT (Ludwig Schießl)
Einführung
Standortbestimmung
Forschungsperspektiven
Doktor Eisenbarth als „Meister seines Fachs" — Das Eisenbarth-Lied in neuem Gewand
 
BIBLIOGRAPHIE
Archivalien und gedruckte Primärquellen
Gesuche und Privilegien
Attestate
Flugblätter
Zeitungen und Inserate
Sonstiges
Literaturverzeichnis
Internetquellen ohne Angabe des Verfassers
 
Verzeichnis der Abbildungen und der Karte
Personen- und Ortsregister
Personenindex
Ortsindex
Autorenverzeichnis